Lehrveranstaltungen
Vorlesung - Online, Mi 14-16 Uhr – Claudia Bruns
Körper des Kollektivs – Figurationen des Politischen
Diese Vorlesung möchte sich mit den komplexen Relationen zwischen Individual- und Kollektivkörper aus einer historisch-genealogischen wie machtkritischen Perspektive befassen. Ausgangspunkt ist der Befund, dass der Körper ein zentraler Ort gesellschaftlicher und politischer Aushandlungsprozesse ist. Zwischen sozialem, symbolischem und physischem Körper findet ein ständiger Austausch von Bedeutungsgehalten statt. Fein justierte Regierungs- und Disziplinartechniken definieren in der Moderne die Grenzen zwischen legitimen Körpern und illegitimen, ‚anormalen‘ Körpern des Kollektivs: seien sie vergeschlechtlicht, (homo)sexualisiert, ethnisiert oder rassisiert. Insofern gehören die Grenzen des Körpers dem Selbst niemals voll und ganz (Butler). Doch auch in der Vormoderne gab es spezifische Relationen zwischen physischen und symbolischen Körpern, die mit bestimmten Grenzziehungen, Repräsentationen und Topologien verbunden waren. Die Vorlesung möchte anhand ausgewählter Fallstudien und theoretischer Überlegungen in eine intersektional angelegte Körper- und Geschlechtergeschichte des Politischen einführen.
BA Seminar: Di. 14-16 Uhr, Beginn: 3.11.
Nenad Stefanov
Grenzen in Südosteuropa - Von imperialen über nationale Trennlinien zur post-territorialen Ordnung der Gegenwart
Die Pandemie, sowie die Fluchtbewegungen vor fünf Jahren haben deutlich die These dementiert, nationalstaatliche Grenzen würden zunehmend bedeutungslos. Im Gegenteil. Es wird ein neues Bedürfnis nach materialisierbaren Grenzen bei den verschiedensten gesellschaftlichen Akteuren deutlich.
Dem Balkan kam dabei eine doppelte Zuschreibung zu: einerseits war es die „Balkanroute“ auf der die Flüchtenden nach „Europa“ kamen, andererseits sollten auf dem Balkan möglichst hermetische Grenzen errichtet werden, um eine weitere Passage zu verhindern.
Zugleich wurde schon mit der Errichtung der habsburgischen Militärgrenze der „Orient“ als Ursprung von Seuchen imaginiert, gegen die dieser „Cordon Sanitaire“ Schutz bieten sollte.
Das Seminar stellt die Dialektik von Kommunikationslinien und Abgrenzung in historischer
Perspektive in den Vordergrund, bis hin zu jenen Grenzen die gewaltsam vermittels ethnischer Säuberungen in den Kriegen der 1990er Jahre geschaffen wurden und thematisiert damit auch die Frage nach der Bedeutung von Grenzen im Europa der Gegenwart.
An den Grenzen: Un/Re/Making Europe
MA Seminar: Mo. 10-14 Uhr, 14tägig (Begleitseminar zur Vorlesung), Beginn: 27.4.
Zusammen mit Regina Römhild (Europäische Ethnologie) und Nenad Stefanov (Geschichtswissenschaften)
Das Seminar verfolgt aus historischer, kultur- und genderwissenschaftlicher sowie europäisch-ethnologischer Perspektive zentrale Fragestellungen einer Kritischen Europäisierungsforschung. Ausgangspunkt ist dabei die Beobachtung, dass Europa und auch das heute geläufige Format der Europäischen Union nicht fraglos gegeben ist, sondern ein durch viele Prozesse und Akteure hergestelltes, von vielen Seiten umkämpftes, gefährdetes, de/konstruiertes politisches und kulturelles Projekt. Europa ist permanent „in the making“.
Wichtige Schauplätze und Baustellen, in denen „das Europäische“ im Verhältnis zu und in Verflechtung mit „Anderen“ hergestellt wird, sind Grenzen. Das Seminar wird „Europa“ als sich ständig wandelnde Produzentin und Produkt von Grenzverhältnissen beleuchten.
Am Seminar können auch interessierte Promovierende teilnehmen. Thematisch relevante Promotions-, aber auch geplante Master-Forschungen können vorgestellt und diskutiert werden. Die Lehrveranstaltung ist zugleich als Forschungslabor des Interdisziplinären Zentrums transnationale Grenzforschung „Border Crossing - Crossing Borders“ der HU (https://crossingborders.hu-berlin.de/de/ueber_uns) konzipiert.
Bitte beachten: Beginn: 27. April, weitere Termine: 11. Mai, 25. Mai, 8. Mai, 22. Juni, 6. Juli
Prüfungsformen: Mdl. MAP, schriftl. MAP
Teilnahmevoraussetzung: Anmeldung u. vorbereitenden Lektüre erforderlich über: Jana Storch, storchja@hu-berlin.de
Vorlesung Karten, Körper, Kollektive –Europas Grenzdiskurse seit der Antike
2 SWS, Claudia Bruns
Mi. 14‐16 Uhr, Raum 3075 (UL 6)
Institut für Kulturwissenschaft
In den letzten Jahrzehnten ist die Beschäftigung mit Grenzen international zu einem zentralen Thema avanciert. Beflügelt wurde das große wissenschaftliche Interesse durch Prozesse der Globalisierung, die zwar manche Grenzen durchlässiger werden ließen, jedoch auch zu neuen Verhärtungen von Grenzen beitrugen, etwa an den Außengrenzen Europas oder zwischen den USA und Mexiko. Während sich die Border Studies zunächst auf die Erforschung von zwischenstaatlichen Grenzen konzentrierten, sind nunmehr auch symbolische Grenzen in den Blick gerückt: Grenzen werden nicht mehr nur als Staatsgrenzen, sondern auch als Formen diskursiver Praxis und visueller Bedeutungsproduktion verstanden, die Erfahrung generieren und formieren. Neben postkolonialen, differenztheoretischen und repräsentationskritischen Fragestellungen zum Thema binärer Grenzformationen möchte diese Vorlesung vor allem dem historischen Zusammenspiel zwischen territorialen und anderen symbolischen – vergeschlechtlichten und rassisierten – Grenzfigurationen in der Geschichte Europas von der Antike bis in die Gegenwart hinein nachgehen.
MA-Seminar Prekäre Körper des Kollektivs: Europa an seinen Grenzen? - Die Menschenrechte in der postkolonialen Diskussion
Claudia Bruns
Mi. 16-18 Uhr (Begleitseminar zur Vorlesung), Georgenstraße 47, R 0.10
Die Frage, wer als „Mensch“ gelten darf, ist seit der Antike kontrovers diskutiert und mit sozialen Praktiken des Ein- und Ausschlusses verbunden worden. Anlässlich der 70jährigen Feier der Menschenrechte im Jahr 2018 rückt das Seminar das ambivalente Verhältnis Europas zum Menschenrechtsdiskurs in den Fokus, um nach den Grenzen ihrer Reichweite u. Gültigkeit zu fragen: Einerseits versteht sich Europa seit der Aufklärung als Repräsentant universell geltender Menschenrechte, die als „europäisches Erbe“ herausgestellt werden. Andererseits war die europäische Aufklärung Ausgangspunkt für eine Reihe von modernen Ungleichheitsdiskursen.
Aus einer Perspektive der Kritik wird der „westlichen Moral“ ihre universelle Gültigkeit abgesprochen und die liberale Konzeption der Menschenrechte infrage gestellt. Vor dem Hintergrund dieser Debatten sollen die Aporien universeller Menschenrechte nicht nur kulturtheoretisch und historisch, sondern auch an gegenwärtigen Beispielen, wie dem Umgang der EU mit Geflüchteten an den Außengrenzen Europas, diskutiert werden. Damit ist unweigerlich die Problematik der globalen Ungleichverteilung von (Über)Lebenschancen berührt, die Europas Grenz- und Sicherheitsdiskurse auf ihr Verdrängtes zurück verweisen: auf die Verwobenheit zwischen Europa und „dem Rest der Welt“ sowie eine fundamentale (körperliche) Verwiesenheit aufeinander.
Interdisziplinäres Forschungskolloquium „Border Studies und kritische Migrationsforschung“
Schwerpunkt: Die Grenzen Europas - Vom Menschenrechtsdiskurs zu den Politiken des Humanitären
Koll. für MA/BA-Studierende u. Doktorand_innen:
R 4.30, Georgenstr. 47, 4. Stock, Institut für Kulturwissenschaft
Mo. 14-18 Uhr, 1. Termin 22.10., Achtung: 16-18 Uhr
An der HU Berlin wurde 2016 das Zentrum für transnationale Grenzforschung „Border Crossings - Crossing Borders“ gegründet, das seither ein interdisziplinäres Forschungskolloquium veranstaltet. Dieses wird getragen vom Institut für Europäische Ethnologie (Labor Migration und Labor Kritische Europäisierungsforschung) sowie der Professur für Historische Anthropologie und Geschlechterforschung am Institut für Kulturwissenschaft und von Vertreter_innen der Geschichtswissenschaften. Es versteht sich als Werkstatt für die Auseinandersetzung mit aktuellen Fragen europäischer Grenz- und Migrationsforschung und wird von allen beteiligten Lehrenden gemeinschaftlich gestaltet.
In diesem Semester liegt der Schwerpunkt auf der gemeinsamen Auseinandersetzung mit grundlegenden Texten, die sich mit dem ambivalenten Verhältnis Europas zum Menschenrechtsdiskurs befassen. Einerseits versteht sich Europa spätestens seit der Aufklärung als Repräsentant universell geltender Menschenrechte, die zugleich als „europäisches Erbe“ herausgestellt werden. Andererseits führte dasselbe Europa massive Ungleichheiten und Rassismen, zuletzt an den heutigen Grenzen der EU ein. Dabei werden die aktuellen Verhandlungen von Europas Grenzöffnungen oder -schließungen ihrerseits als „humanitäre Frage“ diskutiert.
Claudia Bruns, Regina Römhild, Nenad Stefanov
Interdisziplinäres Forschungskolloquium
Border Studies und kritische Migrationsforschung
3 vierstündige Blocktermine, Institut für Kulturwissenschaft, Georgenstr. 47, R 430
Beginn und Einführung: 15.4.2019, 14-16
Offen für interessierte Masterstudierende, Promovierende und PostDocs der HU, insbesondere der Europäischen Ethnologie, Geschichtswissenschaften, Kulturwissenschaft und Gender Studies
Europäische Ethnologie Master Modul 3 „Forschungsfelder der Europäischen Ethnologie und wissenschaftliches Argumentieren“
An der HU Berlin wurde 2016 das Zentrum für transnationale Grenzforschung „Border Crossings - Crossing Borders“ gegründet, das seither ein interdisziplinäres Forschungskolloquium veranstaltet. Dieses wird getragen vom Institut für Europäische Ethnologie (Labor Migration und Labor Kritische Europäisierungsforschung) sowie der Professur für Historische Anthropologie und Geschlechterforschung am Institut für Kulturwissenschaft und von Vertreter_innen der Geschichtswissenschaften. Es versteht sich als Werkstatt für die Auseinandersetzung mit aktuellen Fragen europäischer Grenz- und Migrationsforschung und wird von allen beteiligten Lehrenden gemeinschaftlich gestaltet.
Für dieses Semester sind drei Blocktermine zu unterschiedlichen Themenschwerpunkten geplant, die von interdisziplinär besetzten Teams vorbereitet werden sollen:
- Borders und Boundaries: Traditionen einer Unterscheidung
- Natur_Kultur: Grenzen des Anthropozentrismus
- Europäisierung der NeoNationalismen: Abgrenzungen und Verflechtungen (in Vorbereitung und Kooperation mit einem geplanten Workshop)
Die Verteilung der Themen auf die Sitzungen werden zu Beginn des Kolloquiums bekannt gegeben. Die Sitzungen finden an folgenden Terminen statt – bitte die unterschiedlichen Wochentag und Zeiten beachten:
Montag, 13.5., 14-18
Freitag, 14.6., 10-14
Montag, 24.6., 14-18
Montag, 1.7., 17-19 Abschluss & Ausklang
In den jeweils vierstündigen Blockterminen werden thematische Schlüsseltexte auf ihre interdisziplinäre Relevanz hin kritisch diskutiert. in jeder dieser Sitzungen besteht die Möglichkeit für Promovierende, ihre Arbeiten in diesem Forschungsfeld vor dem Hintergrund der in den Texten aufgeworfenen Fragestellungen und Zugänge zu reflektieren und mit einem fächerübergreifenden Publikum aus Studierenden, Nachwuchswissenschaftler*innen und etablierten Forscher*innen gemeinsam weiterzuentwickeln. Ergänzend bzw. alternativ zu den Präsentationen der Promovierenden können Masterstudierende die Diskussion mit zuvor angefertigten Thesenpapieren mitgestalten und dadurch einen Leistungsnachweis für die Lehrveranstaltung erbringen. Zusätzlich sind auch in diesem Semester wieder begleitende Vorträge und Workshops geplant.
Diese Form der lektürebasierten Diskussion und inhaltlichen Auseinandersetzung mit aktuellen Forschungsansätzen und Fragestellungen schafft einen interdisziplinären Rahmen, der Promovierenden eine intensive Reflexion ihrer eigenen Arbeiten ermöglicht und Masterstudierenden einen inspirierenden Austausch hinsichtlich der Themenfindung ihrer Abschlussarbeiten bietet. Eine regelmäßige Teilnahme an den Veranstaltungen, einschließlich der Vorbereitung der Texte und Beteiligung an den Diskussionen, wird vorausgesetzt. Masterstudierende sollten idealerweise schon Vorkenntnisse mitbringen, etwa aus Einführungsseminaren mit Schwerpunkt „Europa/Europäisierung“, „Migration“ und/oder „Grenze“. Zur Planung der Zusammenarbeit im Kolloquium ist die Teilnahme an der Einführungsveranstaltung am 15.4. dringend erforderlich.
Kolloquium für MA/BA-Studierende u. Doktorand_innen:
R 4.30, Georgenstr. 47, 4. Stock, Institut für Kulturwissenschaft
Mo. 14-18 Uhr, 1. Termin 22.10., Achtung: 16-18 Uhr
HU Berlin wurde 2016 das Zentrum für transnationale Grenzforschung „Border Crossings - Crossing Borders“ gegründet, das seither ein interdisziplinäres Forschungskolloquium veranstaltet. Dieses wird getragen vom Institut für Europäische Ethnologie (Labor Migration und Labor Kritische Europäisierungsforschung) sowie der Professur für Historische Anthropologie und Geschlechterforschung am Institut für Kulturwissenschaft und von Vertreter_innen der Geschichtswissenschaften. Es versteht sich als Werkstatt für die Auseinandersetzung mit aktuellen Fragen europäischer Grenz- und Migrationsforschung und wird von allen beteiligten Lehrenden gemeinschaftlich gestaltet.
In diesem Semester liegt der Schwerpunkt auf der gemeinsamen Auseinandersetzung mit grundlegenden Texten, die sich mit dem ambivalenten Verhältnis Europas zum Menschenrechtsdiskurs befassen. Einerseits versteht sich Europa spätestens seit der Aufklärung als Repräsentant universell geltender Menschenrechte, die zugleich als „europäisches Erbe“ herausgestellt werden. Andererseits führte dasselbe Europa massive Ungleichheiten und Rassismen, zuletzt an den heutigen Grenzen der EU ein. Dabei werden die aktuellen Verhandlungen von Europas Grenzöffnungen oder -schließungen ihrerseits als „humanitäre Frage“ diskutiert.
In drei vierstündigen thematischen Sitzungen wird einschlägige Forschungsliteratur gemeinsam gelesen und diskutiert. Außerdem erhalten Promovierende jeweils die Möglichkeit, ihre Arbeiten zu reflektieren und in der gemeinsamen Diskussion weiterzuentwickeln. Ergänzend dazu können Masterstudierende die Diskussion mit zuvor angefertigten Thesenpapieren mitgestalten und dadurch einen Leistungsnachweis für die Lehrveranstaltung erbringen.
Begleitet wird das Kolloquium von Vorträgen ausgewählter Referent*innen, die von verschiedenen Fachrichtungen aus einen Blick auf das Forschungsfeld der Border Studies werfen. Eine regelmäßige Teilnahme an den Veranstaltungen, einschließlich der Vorbereitung der Texte und Beteiligung an den Diskussionen, wird vorausgesetzt. Zur Planung der Zusammenarbeit im Kolloquium ist die Teilnahme an der Einführungsveranstaltung am 22.10. (Achtung: 16:15-18:00 Uhr) dringend erforderlich.
22.10. [Eröffnung Border Studies, 16:15-18:00 Uhr]
12.11. [Border Studies I: Kulturwissenschaft; 14:00-18:00]
03.12. [Border Studies II: Geschichtswissenschaften,14:00-18:00]
07.1. [Border Studies III: Europäische Ethnologie, 14:00-18:00] / 10.1. Vortrag von Didier Fassin
04.02. [Border Studies: Abschluss, 16:15-18:00 ]
Jens Adam, Nenad Stefanov
Interdisziplinäres Forschungskolloquium „Border Studies“ und kritische Migrationsforschung
Bordering Europe: Grenzpolitiken, (post-) imperiale Gefüge und die Produktion von zeiträumlichen Un-/Ordnungen entlang der EU-Außengrenzen
Do 14–18 Uhr (17.5./28.6./12.7.)
Offen für interessierte Masterstudierende, Promovierende und PostDocs der HU, insbesondere der Europäischen Ethnologie, Geschichtswissenschaften, Kulturwissenschaft und Gender Studies
17.5. Bordering Europe: Grenzpolitiken, (post-) imperiale Gefüge und die Produktion von zeiträumlichen Un-/Ordnungen entlang der EU-Außengrenzen I – Institut für Slawistik, Dorotheenstraße 65, Raum 5.57
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14:15–14:45
inhaltliche Einführung in das Semesterprogramm, Erwartungen der Teilnehmenden, Vorstellung, Diskussion und Ergänzung des Programms
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14:45–15:45
Textdiskussion Jansen (2014) mit Schwerpunkt auf der Produktion von zeiträumlichen Gefügen an den EU-Außengrenzen als Effekt von Europäisierungsprozessen sowie auf „temporal reasoning“ als einer analytischen Untersuchungskategorie.
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16:15–17:45
Vortrag mit Diskussion von Maria Brujic (Sozialanthropologin, Belgrad): „Yearnings for the normal lives“ after 2000 in Serbia and Bosnia-Herzegovina – comparative anthropological analysis.
27.6. Antrittsvorlesung Nenad Stefanov – Institut für Geschichtswissenschaft, Friedrichstraße 191, Raum 5008, 5. OG. Beginn: 16 Uhr.
28.6. Bordering Europe: Grenzpolitiken, (post-) imperiale Gefüge und die Produktion von zeiträumlichen Un-/Ordnungen entlang der EU-Außengrenzen II – Institut für Slawistik, Dorotheenstraße 65, Raum 5.57
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14:15–15:45
Vergleichende Diskussion aktueller Forschungsarbeiten zu Grenzregimen/ -politiken in unterschiedlichen Settings entlang der EU-Außengrenzen (Mittelmeer, Südosteuropa, postsowjetischer Raum) insbesondere im Hinblick auf deren Effekte auf zeiträumliche Ordnungen. Im Zentrum stehen hierbei folgende Studien: Andersson 2014, Cabot 2014, Follis 2012. (Bei Interesse können gerne laufende/geplante Forschungsvorhaben von Teilnehmenden in das Programm integriert werden.)
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16:15–17:45
Vortrag mit Diskussion von Srđan Radović, (Ethnologisches Institut Belgrad): Titel folgt zeitnah
12.7. Bordering Europe: Grenzpolitiken, (post-) imperiale Gefüge und die Produktion von zeiträumlichen Un-/Ordnungen entlang der EU-Außengrenzen III – Raum wird noch bekanntgegeben
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14:15–15:45
Input von Nenad Stefanov und Textdiskussion: Bedeutungswandel von Grenzen auf dem Balkan: vom Eisernen Vorhang zu EU–Außengrenzen
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16:15–17:45
Präsentation und Diskussion von laufenden oder geplanten Forschungsvorhaben von Kolloquiumsteilnehmer_innen; genauere Ausgestaltung erfolgt im Laufe des Semesters und auf Basis der vorherigen Diskussionen.
► Moodle-Kurs zur Veranstaltung (für HU-Mitglieder)
In diesem Semester wird sich das Kolloquium schwerpunktmäßig mit Texten und Forschungen beschäftigen, die Grenzräume und –regime entlang des „EU’s immediate outside“ (Jansen 2015) untersuchen. Hierunter verstehen wir zunächst Konstellationen direkt hinter den gegenwärtigen Außengrenzen, in denen EU-Politiken und Regularien dennoch vielfältige Machteffekte hervorrufen und sogar spezifische zeiträumliche Ordnungen ko-kreieren.
So hat etwa der Anthropologe Stef Jansen Bosnien-Herzegowina als einen „geopolitisch produzierten Warteraum“ analysiert, in dem die Zeit zu stagnieren oder erratisch voranzuschreiten scheint. Bürger_innen werden hier durch diskriminierende Grenzregime „stillgestellt“ und verlieren sukzessive ihr Vermögen, lineare Biografien zu leben oder zu planen. „Zukunft“ wird zu einer flüchtigen, kaum greifbaren Figur; Stagnation, kurzfristige Projekte und ein Sehnen nach „Normalität“ bestimmen das individuelle und kollektive zeitliche Empfinden in diesem Warteraum.
Wir wollen solche Beobachtungen und Analysen zum Anlass nehmen, um einen vergleichenden Blick auf unterschiedliche zeiträumliche Konstellationen entlang der südlichen und östlichen EU-Außengrenze zu werfen. Hierzu streben wir an, ethnografische Befunde mit einer historischen Tiefenschärfe auszustatten, indem wir etwa nach den Präsenzen vergangener und gegenwärtiger „imperialer Formationen“ (Stoler, McGranahan & Perdue 2007) fragen. Denn in diesen Grenzräumen treffen EU-Politiken und bürokratische Prozeduren auf die (materiellen, sozialen, ökonomischen, imaginären...) Überbleibsel und Effekte kolonialer Herrschaft, des Osmanischen oder Habsburgerreiches oder des Staatssozialismus.
Vor diesem Hintergrund möchten wir insbesondere folgende Fragestellungen diskutieren: Welche neuen Erkenntnisse lassen sich über die gegenwärtige Konfiguration der EU als einer zweifelsohne machtvollen, ggf. imperialen Formation durch einen solchen vergleichenden und interdisziplinären Blick gewinnen? Stechen bestimmte politische Rationalitäten, Praxen und Brechungen besonders deutlich hervor, wenn man Settings im südlichen Mittelmeer, in Südosteuropa und im postsowjetischen Raum in einen analytischen Zusammenhang bringt? Rufen EU-Grenzregime hier ähnliche oder eher differierende, plurale zeitliche Rationalitäten oder zeiträumliche Ordnungen hervor? welche Formen einer temporalen Fassung von Grenzen sind produktiv für eine Analyse? Und welche alternativen relationalen Geographien von „Europa“ tauchen auf, wenn wir Orte und Konstellationen, die aktuell direkt außerhalb der EU-Außengrenze liegen, ins Zentrum rücken?
In den drei vierstündigen Sitzungen werden folgende Lehr- und Diskussionsformate kombiniert: (i) die gemeinsame Erarbeitung von und Auseinandersetzung mit aktuellen Forschungsansätzen und Fragestellungen auf Basis einer vorbereitenden Lektüre von jeweils zwei Pflichttexten; (ii) Vorträge von Gastreferenten; (iii) die Vorstellung von laufenden Promotions- und ggf. fortgeschrittenen Masterprojekten, die sich – auch abweichend von dem Semesterthema – in den Bereichen der Border Studies, Migrations- und Europäisierungsforschung usw. bewegen.
Eine regelmäßige Teilnahme an den Veranstaltungen, einschließlich der Vorbereitung der Texte und Beteiligung an den Diskussionen, wird vorausgesetzt. Masterstudierende sollten idealerweise schon Vorkenntnisse mitbringen, etwa aus Einführungsseminaren mit Schwerpunkt „Europa/Europäisierung“, „Migration“ und/oder „Grenze“. Zur Planung der Zusammenarbeit im Kolloquium ist die Teilnahme an der Einführungsveranstaltung am 17.5.2018 dringend erforderlich.
Literatur
- Heath Cabot: On the Doorstep of Europe. Asylum and Citizenship in Greece. Philadelphia 2014
- Elizabeth Cullen Dunn: No Path Home. Humanitarian Camps and the Grief of Displacement. Ithaca, London 2017.
- Elizabeth Cullen Dunn & Michael S. Bobick: The empire strikes back: War without war and occupation without occupation in the Russian sphere of influence. In: American Ethnologist 41,3 (2014).
- Stef Jansen: Yearnings in the Meantime. ‘Normal Lives’ and the State in a Sarajevo Apartment Complex. New York & Oxford 2015.
- Yael Navaro-Yashin: „Life is Dead Here“: Sensing the Political in No-Man’s Land. In: Anthropological Theory 3,1 (2003)
- Madeleine Reeves: Border Work: Spatial Lives oft he State in Rural Central Asia. Cornell 2014.
- Ann Laura Stoler, Carole McGranahan & Peter C. Perdue (eds.) (2007): Imperial Formations. Santa Fe: School for Advanced Research Press.
- Ann Laura Stoler: (ed.) (2013): Imperial Debris. On Ruins and Ruination. Durham, London: Duke University Press. Philadelphia 2014.
- Charles S. Maier, Once Within Borders Territories of Power, Wealth, and Belonging since 1500, Harvard University Press 2016.
- Wendy Brown, Walled States, Waning Sovereignty, New York: Zone Books 2010
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Béatrice von Hirschhausen, Michael G. Esch (Hg.), Wahrnehmen - Erfahren - Gestalten. Phantomgrenzen und soziale Raumproduktion, Göttingen 2017
Claudia Bruns, Regina Römhild, Ruža Fotiadis
Interdisziplinäres Forschungskolloquium Border Studies und kritische Migrationsforschung
Mo 14–18 Uhr (27.11./18.12./8.1.), Georgenstraße 47, Raum 0.09
Offen für interessierte Masterstudierende, Promovierende und PostDocs der HU, insbesondere der Europäischen Ethnologie, Geschichtswissenschaften, Kulturwissenschaft und Gender Studies
- Themenschwerpunkt I (27.11.17): Kulturhistorische Perspektiven der Border Studies (Claudia Bruns)
- Themenschwerpunkt II (18.12.17): Innere und äußere Grenzregime Europas (Regina Römhild)
- Themenschwerpunkt III (8.1.17): Phantomgrenzen (Ruža Fotiadis)
Zusätzlich finden folgende Vorträge statt:
- 12.1., 18–20 Uhr: Gastropolis. Die Gastro-Ökonomie als Grenz- und Möglichkeitsraum aus der Perspektive der Post-Migration (Regina Römhild) – Dorotheenstr. 26, Raum 208
- 17.1., 18–20 Uhr: Der heilige Schein - Geldbildpolitiken Europas (Claudia Bruns) – Dorotheenstr. 26, Raum 208
- 29.1., 18–20 Uhr: Erratische Europäisierung. Imperiale Formationen, 'bordering effects' und die Alltäglichkeit des Politischen in der Westukraine (Jens Adam) – Dorotheenstr. 26, Raum 208
In diesem Semester liegt der Schwerpunkt auf der gemeinsamen Auseinandersetzung mit grundlegenden Texten, die Border Studies aus verschiedenen disziplinären Perspektiven anvisieren. In drei vierstündigen thematischen Sitzungen werden zum einen jeweils zwei Texte auf ihre interdisziplinäre Relevanz hin kritisch diskutiert. Zum anderen erhalten in jeder dieser Sitzungen zwei Promovierende die Möglichkeit, ihre Arbeiten vor dem Hintergrund der in den Texten aufgeworfenen Fragestellungen und Zugänge zu reflektieren und mit einem fächerübergreifenden Publikum aus Studierenden, Nachwuchswissenschaftler*innen und etablierten Forscher*innen gemeinsam weiterzuentwickeln.
Ergänzend bzw. alternativ zu den Präsentationen der Promovierenden können Masterstudierende die Diskussion mit zuvor angefertigten Thesenpapieren mitgestalten und dadurch einen Leistungsnachweis für die Lehrveranstaltung erbringen. Begleitet wird das Kolloquium von Vorträgen ausgewählter Referent*innen, die von verschiedenen Fachrichtungen aus einen Blick auf das Forschungsfeld der Border Studies werfen. Diese Form der lektürebasierten Diskussion und inhaltlichen Auseinandersetzung mit aktuellen Forschungsansätzen und Fragestellungen schafft einen interdisziplinären Rahmen, der Promovierenden eine intensive Reflexion ihrer eigenen Arbeiten ermöglicht und Masterstudierenden einen inspirierenden Austausch hinsichtlich der Themenfindung ihrer Abschlussarbeiten bietet.
Eine regelmäßige Teilnahme an den Veranstaltungen, einschließlich der Vorbereitung der Texte und Beteiligung an den Diskussionen, wird vorausgesetzt. Masterstudierende sollten idealerweise schon Vorkenntnisse mitbringen, etwa aus Einführungsseminaren mit Schwerpunkt „Europa/Europäisierung“, „Migration“ und/oder „Grenze“. Zur Planung der Zusammenarbeit im Kolloquium ist die Teilnahme an der Einführungsveranstaltung am 23.10.17 dringend erforderlich.
Claudia Bruns, Regina Römhild, Nenad Stefanov
Interdisziplinäres Forschungskolloquium Border Studies und kritische Migrationsforschung
Mo 16-20, 14tägig, Raum DOR 24, 1606
Beginn: 24.4. (Achtung: Beginn dieser ersten Sitzung ausnahmsweise 18 Uhr)
Offen für interessierte Masterstudierende, Promovierende und PostDocs der HU, insbesondere der Europäischen Ethnologie, Geschichtswissenschaften, Kulturwissenschaft und Gender Studies
Europäische Ethnologie Master Modul 3 „Forschungsfelder der Europäischen Ethnologie und wissenschaftliches Argumentieren“
Themenschwerpunkt I: Phantomgrenzen (Nenad Stefanov)
Themenschwerpunkt II: Innere und äußere Grenzregime Europas (Regina Römhild)
Themenschwerpunkt III: Kulturhistorische Perspektiven der Border Studies (Claudia Bruns)
24.4. Einführung, Besprechung des Programms, der Termine und Einteilung der Arbeitsgruppen
8.5. Themenschwerpunkt I & II
16:00-18:00
Sabine von Löwis (Centre Marc Bloch), Das Konzept Phantomgrenzen
18:00-20:00
Katrin Kremmler (Europäische Ethnologie HU Berlin) Eurasische Magyaren – Postkoloniale Perspektiven auf Grenzen und Formationen „Eurasiens“, mit Input von Lucia Sunder-Plassmann und Ina Heß (MA Europäische Ethnologie)
22.5. Themenschwerpunkt I
16:00-18:00
Nenad Stefanov, Das Stichwort Grenze als Zugang zur Gesellschaftsgeschichte in Südosteuropa
18:00-20:00
Thomas Serrier (Europa Universität Viadrina Frankfurt/Oder), Europa Vertikal. Zur Ost-West-Gliederung im 19. und 20. Jahrhundert
12.6. Themenschwerpunkt II & III
16:00-18:00
Johanna Montanari (Europäische Ethnologie HU Berlin) Säkularismus und Islam – Religion als Grenzregime in der Produktion von Nachrichten, mit Input von Ava Herterich
Jana Asmus (Gender Studies HU Berlin) Bitchbegriff im deutschsprachigen Rap. Aneignung oder Siblinghood (Exposé Masterarbeit)
18:00 – 20:00
Janine Fabel (Kulturwissenschaft HU Berlin) Gewaltraum Todesmarsch aus dem KZ Sachsenhausen 1945, mit Lektüre-Diskussion zur Vorbereitung auf den Vortrag von Allen Feldman
14.6. Extratermin, Ort tba
18:00-20:00
Allen Feldman (Dep. of Media, Culture and Communication, New York University) Xenophobic Technicities: A Media Archeology, Moderation: Jens Adam (Institut für Europäische Ethnologie HU Berlin)
26.6. Themenschwerpunkt II
16:00-18:00
Anouk Madörin (RTG Minor Cosmopolitanisms, Universität Potsdam): Travelogues: Gegen/Visualisierung des europäischen Grenzregimes, mit Input von Sophia van Vuigt (MA Eutopäische Ethnologie HU Berlin)
Lotte Barthelmes (BA Kulturwissenschaft HU Berlin) Mediale Diskurse zu Flucht und Migration
18:00-20:00
Nina Schwarz (Prom. Europäische Ethnologie HU Berlin) Frontiers of Integration – Politiken der Integration als Teil europäischer Grenzpolitik in Marokko, mit Input von Elain Dorn (MA Europäische Ethnologie HU Berlin)
17.7. Themenschwerpunkt III
16:00-18:00
Miriam Naumann (Kulturwissenschaft HU Berlin) Fliehkräfte „Europa"
Input Yumin Li (Kulturwissenschaft HU Berlin)
18:00-20:00
Matthias Mergl (Kulturwissenschaft HU Berlin) Römische Androgyne und germanischer Männerbund. Historische Grenzziehungspolitiken des Europäischen in Körperbildern, Körperpraxen und wissenschaftlichen
Akzeptabilitätsbedingungen
Abschlussdiskussion